Kernfusionstechnik








D i s k u s s i o n



 Beitrag 0-497
Über Kernfusion und erste Nukleosynthese

 
 

 
Über Kernfusion

und primordale Nukleosynthese



Helmut Satz (2016):
 
Kernfusion ist der Prozess, in dem sich Protonen und Neutronen zu Atomkernen verbinden.
 
Da Protonen aber positive elektrische Ladung tragen, sich also abstoßen, und die starke Kernkraft, welche sie zusammenhalten kann, nur sehr kurze Reichweite hat, müssen Nukleonen schon mit ganz besonders hoher Geschwindigkeit auf einander prallen, um sich nach dem Zusammenprall nicht sofort wieder zu trennen.
 
Derart hoch beschleunigt warenn sie erstmals im frühen Universum — man spricht von der Zeit der primordalen Nukleosynthese, die es nur geben konnte, da es damals ein kleines Zeitfenster gab, zu dem
     
  • einerseits die Temperatur im Universum noch sehr hoch war,
     
  • und andererseits die Expansion des Raumes langsam genug vor sich ging,

so dass zusammenstoßende Nukleonen auch tatsächlich zusammen blieben (der entstandene Atomkern als nicht sofort wieder durch auf ihn treffende Photonen zerschlagen wurde).
 
Dieses Zeitfenster war groß genug, um zu erlauben, dass sich damals wenigstens einfache Atomkerne bilden konnten: Deuterium (2), Helium (4) und ganz selten auch noch einige größere Kerne wie Lithium (7) und Beryllium (9).
 
Schon bald aber war die Temperatur so stark gesunken, dass der Prozess zum Stillstand kam. Etwa 75 Prozent aller Protonen blieben deswegen freie Teilchen: die zukünftigen Wasserstoffkerne.
 
In Gang gekommen war der Prozess der Nukleosynthese, nachdem die Temperatur des Universums auf 1010 Grad Kelvin gefallen war — auf die Temperatur, bei der Kollision mit Photonen entstehende Kerne kaum noch zerschlagen konnte — etwa 10 Sekunden nach dem Urknall.
 
 
 
Kurz: Kernfusion kann nur stattfinden in einem genügend heißen und genügend dichten Medium.
 
Dies ist der Grund, warum es bis heute nicht gelang, Fusionsreaktoren zu bauen: Man kann die notwendigen Bedingungen bisher immer nur für allzu kurze Zeit herstellen.
 
Nur in der Wasserstoffbombe gelang das bisher, da eine vorausgehende Atombomben-Explosion als Zünder die notwendige Hitze und Dichte erzeugt.
 
Auch im frühen Universum, waren die Bedingungen nur kurze Zeit gegeben — das aber reichte, um wenigstens Helium zu erzeugen. B evor dann aber noch schwerere Kerne entstehen konnten, war die Welt bereits zu sehr ausgedehnt und abgekühlt, als dass die Nukleonen einander noch so nahe kommen konnten, dass die starke Wechselwirkung sie als Gruppe — als Atomkern — zusammen halten konnte. Erst nachdem die Gravitatation Sterne geschaffen und hinreichend stark komprimiert hatte, konnten auch komplexere Atome entstehen.
 
 
 
Festzuhalten bleibt:
 
Kernfusion kann und muss Energie freisetzen. Sie entsteht in Form von Photonen da, wo sich Protonen und Neutronen zu einem Kern verbinden. Seine Masse wird geringer sein als die Summe der Massen seiner Bausteine. Die Bildung eines Kerns ist somit energetisch günstiger als der Fortbestand der Nukleonen in getrennter Form.
 
Dies definiert auch den zeitlichen Beginn der primordalen Nukleosynthese: Sie setzte ein, als die Energie der freien Photonen — die der Raumexpansion wegen ja ständig fällt — nicht mehr ausreichte, neu gebildete Kerne zu zerbrechen.
 


 
Quelle: Helmut Satz: Kosmische Dämmerung (Verlag C.H. Beck, 2016) S. 63-65


 

 Beitrag 0-197
Kernfusionstechnik — warum?

 
 

 
Die Vorteile der Kernfusionstechnik

 
 
Bei der Energiegewinnung durch Kernfusion
     
  • entstehen kein Kohlenstoffdioxid und kaum radioaktive Abfälle, denn radioaktiven Abfälle entstehen in erster Linie, wenn Atome der Innenwände des Behälters Neutronen einfangen.
     
  • Anders als in Kernkraftwerken muss kein radioaktiver Brennstoff angeliefert werden, da das Tritium im Reaktor erbrütet wird.
     
  • Es kann zu keiner unkontrollierten Kettenreaktion kommen, da die Fusion sofort abbricht, wenn sich an den Bedingungen (Temperatur, Druck, Brennstoffnachfuhr, ...) des Plasmas auch nur wenig ändert.
     
  • Der hohe Energiegewinn und die geringen Rohstoffkosten machen Kernfusion zu einer besonders günstigen Energiequelle.

 
Siehe auch: Kernfusionstechnik — Stand 2007


 

 Beitrag 0-59
Kernfusionstechnik — wo wir damit heute stehen

 
 

 
Hin zu praktikabler

Kernfusionstechnik

 
 
Schon seit etwa 1960 denken Physiker darüber nach, wie es möglich sein könnte, auf der Erde zur Gewinnung von Energie denselben Prozess zu nutzen, den auch unsere Sonne nutzt: Kerfusion.
 
Dennoch gelang es erst am 9. November 1991 — am europäischen Experimentalreaktor JET ("Joint European Torus") im englischen Culham — erstmals, Fusions­energie freizusetzen: Natürlich nur in extrem kleinem Umfang.
 
 
Derzeit (2011) ist ITER das fortschrittlichste Kernfusionsprojekt (2006 begonnen als Gemeinschaftsprojekt von EU, USA, China, Japan, Südkorea, Russland und Indien). Mit Kosten von etwa 16 Mrd. Euro handelt es sich dabei — neben dem Manhatten Project und der internationalen Raumstation ISS — um eines der drei teuersten Projekte der Wissenschaftsgeschichte.
 
Zum Einsatz kommt ein Verfahren, in dessen Verlauf heißes Plasma aus Wasserstoffgas in ein Magnetfeld eingeschlossen wird. Deswegen sieht der ITER aus wie ein riesiger Donut. In seinem Inneren zirkulieren Wasserstoffgas, und um seine Oberfläche winden sich gewaltige Drahtspulen. Sie werden abgekühlt, bis sie supraleitend werden. Dann wird eine enorme Menge elektrischer Energie in sie hineingepumpt, um so ein Magnetfeld zu erzeugen, welches das Plasma im Donut einschließt. Je stärker das Magnetfeld, desto mehr wird das Gas zusammengedrückt. Es erhitzt sich so bis auf Temperaturen, wie sie im Inneren von Sternen — der Sonne etwa — auftreten.
 
    Interessant ist vor allem die Aussicht auf eine billige Energiequelle für den ITER: Als Brennstoff für Kernfusionsreaktoren kann nämlich gewöhnliches
    Meerwasser genutzt werden (da es reich an Wasserstoff ist).
     
    Dies begründet die Hoffnung, dass uns technisch gut berrschbare Kernfusion tatsächlich eine unerschöpfliche, billige Energieversorgung bescheren könnte.
     
    Man glaubt aber nicht, dass diese Technik vor 2050 kommerziell nutzbar sein wird.

 
Leider lässt Kernfusion sich auch dazu nutzen, Wasserstoffbomben herzustellen. Mit Hilfe extrem starker Laser und einer Reihe kleiner Spiegel in einer nur pfefferkorn-großen Hohlkapsel werden Temperaturen erzeugt, wie sie in Inneren der Sonne herrschen. In der Kapsel befindet sich der möglichst wasserstoffreiche Brennstoff der Bombe (z.B. Lithiumdeuterid). Das konzentrierte Laserlicht verbrennt und verdampft die Oberfläche der Kapsel und drückt ihren Inhalt zusammen. Hierbei entsteht eine Schockwelle, die zum Kern der Kapsel vordringt und dort Temperaturen von einigen Millionen Grad erzeugt. Sie reichen aus, Wasserstoffkerne in Helium zu verwandeln.
 
Man nennt dieses Verfahren das Trägheitseinschlussverfahren. Mit seiner Hilfe lassen sich riesige Menge von Energie (und auch Neutronen) freisetzen. Bei Verwen­dung von Lithiumdeuterid als Brennstoff können Temperaturen bis zu 100 Mio Grad entstehen. Seine Dichte übertrifft die von Blei um das 20-fache.
 
Wollte man versuchen, auf diesem Wege Energie zu erzeugen, würde man Neutronen auf die kugelförmige Kapsel schießen. Dies würde ihren Mantel aufheizen. Er würde Wasser zum Kochen bringen, so dass mit dem so entstehenden Dampf eine Turbine getrieben werden könnte. Das Problem liegt jedoch in der sehr einge­schränkten Fokussierung: Solch starke Kraft nämlich lässt sich gleichmäßig nur auf ein winziges Hohlkügelchen richten. Der erste ernsthafte Versuch, auf diesem Wege Laserfusion zu erreichen, war der Shiva-Laser (ein System aus 20 Laserstrahlen).
 
Der Shiva-Laser wurde später durch den 10-fach stärkeren Nova-Laser ersetzt. Aber auch er scheiterte an der Aufgabe, den Kapselinhalt richtig zu zünden. Dennoch ebenete er den Weg für die gegenwärtige Forschung der National Ignition Facility (NIF) der USA. Ihr Bau begann 1997, in Betrieb ging sie 2009. Diese monströse Maschine arbeitet mit 192 Laserstrahlen, über die es gelingt, bis zu 700 Billionen Watt zu bündeln (Michio Kaku schreibt, dies entspreche "dem Ausstoß von 700000 großen Atomkraftwerken konzentriert in einer einzigen Energiexplosion").
 
Eine der größten Schwierigkeiten des Verfahrens besteht darin, dass das Quetschen der Plasmablase absolut gleichmäßig erfolgen muss (es entspricht dem Quet­schen eines Luftballons mit dem Ziel, hierbei seine Kugelform bestmöglich zu erhalten: aber wo man auch drückt, daneben wölbt er sich nach außen, und so auch im NIF (statt die Form einer Kugel hat man deswegen nur die Form einer Donut erreicht).
 
Dennoch: Das NIF ist ein Lasersystem auf dem neuesten Stand der Technik, welches insbesondere auch die Detonation einer Wasserstoffbombe simulieren kann. Dass die USA sich dieses Werkzeug leisten, liegt natürlich auch daran, dass man hofft, damit zu lernen, eine reine Kernfusionsbombe zu bauen (eine Bombe also, die weder Uran noch Plutonium benötigt, den Kernfusionsprozess zu starten).
 
 
    PS: Als Vater des Gedankens einer Wasserstoffbombe gilt übrigens Edward Teller (auf dessen Drängen man Robert Oppenheimer — den wissenschaftlichen Leiter des Manhattan Projekts — an keinem Projekt zur Atomwaffenforschung mehr mitarbeiten ließ: Er wurde aus dem Amt gejagt, weil er vor einem Einsatz der Wasserstoff­bombe gewarnt und sich damit Teller sowie ein führendes Mitglied der United States Atomic Energy Commission, Lewis Strauss, zu erbitterten Feinden gemacht hatte).
     
    Strauss jedenfalls hat Oppenheimers weiteren Lebensweg von da an auf jede ihm mögliche Weise erschwert.

 
Da Wasserstoffbomben stufenweise gezündet werden — jede von ihnen also eine Hierarchie zunehmend kräftigerer Explosionen verursachen kann — ließen sich, im Prinzip wenigstens, Atombomben nahezu beliebiger Stärke herstellen. Genauer:
 
    Kern jeder Wasserstoffbombe ist ein Sprengsatz vom Typ der Hiroshima-Bombe. Bei seiner Zündung kommt es zu einem starken Ausbruch von Röntgen­strahlung, welche — da sie sich als kugelförmige Energieportion mit Lichtgeschwindigkeit ausdehnt — den Wettlauf mit der zerstörenden Wirkung der Bombe gewinnt und so auf einen noch intakten Behälter mit Lithiumdeuterid trifft (den "sauberen" Brennstoff der Wasserstoffbombe). Es kollabiert und heizt sich dabei auf einige Millionen Grad auf, was zu einer zweiten, noch weit mächtigeren Explosion führt. Da deren Ausbruch von Röntgenstrahlung einen weiteren Behälter mit Litiumdeuterid erreichen könnte, kann so — geeignetes Design der Bombe vorausgesetzt — eine ganze Folge ähnlich starker, fast gleichzeitig eintretender Explosionen erreicht werden.

 
Tatsache ist: Nur wenige Jahre nach Ende des 2. Weltkriegs hatten sowohl die USA als auch die Sowjetunion gelernt, Wasserstoffbomben zu bauen. Die stärkste jemals (zum Test) gezündete war eine sowjetische Zweistufenbombe, die bei ihrer Zündung eine Energie von 50 Mio Tonnen TNT freisetzte (theoretisch aber sogar doppelt so große Kapazität hatte — was etwa der 5000-fachen Sprengkraft der Hiroshima-Bombe entspricht).
 
Dass die Fähigkeit der Menschen, derart starke Bomben zu bauen, eher Fluch als Segen ist, scheint offensichtlich. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass man diese Technologie auch einmal nutzen muss, Himmelskörper zu zerstören, die drohen, mit der Erde zu kollidieren. Es lässt sich ja schließlich nicht ausschließen, dass irgendwann ein ganz besonders großer Meteorid mit Kurs auf unsere Erde entdeckt wird. Was er anrichten könnte, wenn er z.B. im dicht besiedelten Europa einschlüge, kann man sich vorstellen.
 
 
 
Quelle (i.W.):
  • Michio Kaku: Die Physik des Unmöglichen, Rowohlt (2008), Seite 71-79

 
 
 
Kernfusionstechnik soll schon 2030 Schiffe antreiben
 
2014: Der US-amerikanische Rüstungskonzern Lockheed Martin hat einen Durchbruch bei der Kernfusionstechnik bekannt gegeben.


 
 
Vorsicht aber: Wie der in [1] und [2] beschriebene Fortschritt entsprechender Forschung am MIT zeigt, könnte man bei Lockheed Martin den eigenen Fortschritt etwas zu optimistisch beurteilt haben.
     
  • On its final day of operations in Oct 2016, MIT's fusion reator prototype C-Mod was breaking new scientific ground: That morning, the team operating the reactor broke the world record for plasma pressure achieved in a magnetically confined field.
     
    The pressure inside C-Mod was 2.05 atmospheres — better, by a factor of 2, than every other tokamak in the world.
    These other reactors are 20 to 100 times larger in volume than C-Mod, ITER will be 800 times the volume of C-Mod.
     
    The temperature achieved in C-Mod was 35 million degrees.
     
  • Note: Fusion reactions are slow until the fuel is heated to "over 100 million degrees — far hotter than the core of the sun". Then electrons in the fuel atoms are stripped of their nuclei and the gas becomes a plasma, the fourth state of matter. At these temperatures, magnetic fields are the only reliable way to insulate hot plasma from material walls of the reactor. "We’ve attained the necessary plasma densities and temperatures in C-Mod," says Greenwald at MIT. "But Alcator reactors are relatively small. They produce about as much fusion power as they consume."

 
Mit anderen Worten:
 
Das eigentliche Problem bisheriger Kernfusionsreaktoren ist weniger ihre Machbarket
 
als vielmehr ihr noch viel zu geringer Wirkungsgrad.

 
 
Derzeit (2016) gibt es nur Forschungsanlagen. Die Anlage ITER in Südfrankreich soll mal 500 MW bringen, aber auch das ist nur für Untersuchungen gedacht (zudem ist die Anlage noch im Bau). Zum Vergleich: ein AKW wie z.B. Grohnde (Niedersachsen) hat eine Nettoleistung von über 1300 MW. Aber auch Atomkraftwerke haben mal klein angefangen, der Reaktor Obninsk 1 (damals noch in der Sowjetunion) hatte gerade mal 5 MW.
 
 
Generelle Überlegungen zu denkbarer Kerfusionstechnik:
 
Was man derzeit an Erfolgen schon verbuchen konnte:
 
Über aktuelle Fortschritte wird z.B. berichtet in:

 

 Beitrag 0-461
Struktur und Energieverteilung in Atomkernen

 
 

 
Kernphysik — weit einfacher als Chemie

 
 
Ganz ähnlich wie die elektromagnetische Wechselwirkung Atome zu Molekülen verbindet, gruppiert die starke und die schwache Wechselwirkung Nukleonen (= Protonen und Neutronen) zu Atomkernen.
 
Die Kraft, welche die Nukleonen als Gruppe zusammenhält, wird durch Mesonen vermittelt, vor allem durch die Pionen ( π+, π0, π- ). Sie treten bei solcher Wechselwirkung einzeln, zu zweit oder auch zu mehreren auf.
 
Da Pionen Ruhemasse haben, ist die Reichweite dieser Austauschteilchen stark eingeschränkt.
 
Freie Neutronen sind instabil: Mit einer mittleren Zerfallszeit von 14 Min und 39 Sec zerfallen sie zu jeweils 1 Proton + 1 Elektron + 1 Antineutrino.
 
 
Während die Zahl unterschiedlicher chemischer Verbindungen durch die Geschicklichkeit der Chemiker ständig zunimmt, bliebt die Zahl unterschiedlicher Atomkerne begrenzt auf etwas mehr als 300 (wobei aber nur 92 davon natürlich vorkommende Elemente repräsentieren). Dies macht Kernphysik deutlich übersichtlicher als Chemie.
 
Dass die Zahl unterschiedlicher Atomkerne begrenzt ist, liegt daran, dass in Kernen, in denen es zu einem Überschuss an Protonen kommt, sich Protonen gerne unter Abgabe je eines Positrons und eines Neutrinos zu Neutronen machen (sog. Betazerfall). Eben deswegen ist nur ein schmaler Bereich möglicher Kernzusammen­setzungen mit jeweils einer ungefähr gleichen Zahl von Protonen und Neutronen stabil.
 
 
Die grundlegenden Eigenschaften der Kerne lassen sich anhand der Kenntnis ihrer Massen erklären (die man mit sog. Massenspektoskopie ermittelt).
 
Die verschiedenen Kerne kennzeichen sich durch die Zahl ihrer Protonen und Neutronen:
     
  • Die Zahl Z der Protonen heißt Kernladungszahl,
     
  • die Zahl sämtlicher Nukleonen eines Kerns nennt man seine Massenzahl.

Interessant ist nun, dass die Masse pro Nukleon — notwendiger Bindungsenergie wegen — nur beim Wasserstoffisotop 1H genau die eines Protons ist, ansonsten aber bis zu einem Prozent kleiner sein kann.
 
Am kleinsten ist sie in 56F (Eisen), so dass Eisen die höchste Bindungsenergie pro Nukleon aufweist.
 
Genauer: Für Kerne mit einer Massenzahl kleiner als Eisen reduziert sie sich durch Kernfusion, wohingegen sie sich für schwerere Kerne durch Kernspaltung reduziert. Bei 235U liegt ist sie bei etwa dem 0,992-fachen der Protonenmasse.
 
Wir sehen:
 
Maximal 1% der Energie eines Atomkerns sind Bindungsenergie.
 
Erreicht wird dieser Wert aber nur für Eisen.

 
 
 
Die eben beschriebenen Gesetzmäßigkeiten zeigen, dass der Eisenkern der stabilste aller Kerne ist.
 
Da die Kerne — ihrer Protonen wegen — positiv geladen sind, stoßen sie einander ab.
 
Mit einander verschmelzen können sie nur, wo sich in Sternen ein Gas aus solchen Kernen derart stark erwärmt, dass sie kraftvoll aufeinander prallen (und es deswegen zu Kernfusion kommt). Hierbei wird durch den dabei entstehenden Massendefekt Energie frei, die weitere Verschmelzung begünstigt, so dass nach und nach immer schwerere Kerne entstehen — bis hin zu Eisen.
 
Soweit damit auch Kerne schwerer als Eisen entstehen, versuchen sie, ihre Energie durch radioaktiven Zerfall abzugeben. [Verschmelzung der Kerne schwerer als Eisen würde mehr Energie kosten als einbringen, da der Massendefekt wieder abnehmen würde.]
 
Sämtliche Kerne schwerer als Blei sind radioaktiv. Sie zerfallen durch Alpha- oder Betazerfall. 1938 wurde für Urankerne noch ein weiterer Zerfallsweg entdeckt: die Kernspaltung des Uran-235.
 
 
Merke:
     
  • Bindungsenergie muss aufgebracht werden, um ein gebundenes System aus zwei oder mehr Bestandteilen, die durch Anziehungskräfte zusammengehalten werden, in seine Bestandteile zu zerlegen (Kernspaltung).
     
  • Eine ebenso große Energiemenge wird freigesetzt, wenn sich das gebundene System aus den Einzelteilen zusammenfindet (Kernfusion).